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Futterempfehlung Ratten

Futterempfehlung für Ratten

Autorin: Rebecca Kronsteiner für Rattenhausen
Rattenfutter

Als (neuer) Rattenelternteil wird man von den vielen Futteroptionen und Meinungen leicht erschlagen und ist stets überrascht, wie wählerisch unsere Ratten doch sein können. Mit diesem Text wird versucht, etwas Ordnung ins Informationschaos zu bringen und eigene Empfehlungen auszusprechen.

Was brauchen Ratten eigentlich für Nährstoffe?

Zunächst muss zu dieser Rubrik gesagt werden, dass annähernd keine nachhaltige, langfristige und wissenschaftliche Forschung zu der idealen Ernährung von domestizierten Ratten existiert. Abgesehen vom mangelnden Forschungsinteresse ist das Feld der idealen Ernährung für alle Lebewesen äußerst umstritten. Daher müssen wir uns in diesem Abschnitt auf die wenigen Daten die es gibt und (eigenen) Erfahrungen von Menschen mit Ratten beziehen. Und dies ist nicht unfehlbar.

Generell ist klar, dass Ratten omnivore Tiere, also Allesfresser sind. Empfohlen wird Futter, das sich aus etwa 50-60% Kohlenhydraten, 10-20% Proteinen, 8-10% Rohfasern, 2-5% Fetten und Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen zusammensetzt. (Institute for Laboratory Animal Research (ILAR) (1995): Nutrient Requirements of Laboratory. Animals. Fourth Revised Edition. Subcommittee on Laboratory Animal Nutrition. Committee on Animal Nutrition.) Selbstverständlich brauchen Ratten auch Wasser, mehr als die Hälfte des Flüssigkeitsbedarfs wird durch Frischfutter gedeckt, aber die restlichen 45% werden durch Trinken aufgenommen, es sollte also immer genug frisches Wasser zur Verfügung stehen.

Aber Achtung: dies sind wie bei der menschlichen Ernährung auch nur generelle Richtwerte und nicht in Stein gemeißelt. Auch beziehen sich die meisten Empfehlungen auf die Ernährung von Laborratten, die sich von Farbratten in mehreren Punkten unterscheiden. Jede Ratte ist ein Individuum und braucht unter Umständen eine andere Ernährung, zum Beispiel aufgrund bestimmter Krankheiten. Näheres zur Ernährung einer erkrankten Ratte sollte mit einem*einer rattenerfahrenen Tierärzt*in abgesprochen werden.

Was hat es mit den vielen verschiedenen Arten von Futter auf sich?

Es gibt inzwischen viele verschiedene Marken und Zusammensetzungen von ausgewiesenem Rattenfutter. Leider gibt es dabei, wie leider bei vielen Tierfutterarten, auch Sorten mit Inhaltsstoffen, die nichts in der täglichen Mahlzeit einer Ratte zu suchen hat. Besonders beliebt ist die Beigabe von Zucker unter verschiedenen Bezeichnungen (z.B. Melasse, Zuckerrübensirup, Fructose). Dabei wird selbst bei als ‚zuckerfrei‘ beworbenen Sorten als letzte Zutat Honig untergemogelt. Farbstoffe erfüllen natürlich auch keine Funktion und sollten vermieden werden. Schließlich sind sehr fettige Leckereien (z.B. Nüsse, Mandeln oder Sonnenblumenkerne) für die tägliche Fütterung ungeeignet. Generell sollte der Fettanteil im Futter, gemäß des Nährstoffbedarfs der Tiere, nicht zu hoch sein. Die meisten Rattenfuttersorten bestehen aus vielen einzelnen Bestandteilen (z.B. Weizen, Hafer, Kerne, getrocknetes Gemüse) die zum endgültigen Futter zusammengemischt werden (zu den potentiellen Problemen bei dieser Variante später) aber auch Pellets die aus den verschiedenen Zutaten zusammen hergestellt wurden. Demnach sind bei letzteren alle Stücke gleich und jedes Stück enthält die gleiche Menge an Zutaten und Nährstoffen.

Kann man Ratten vegetarisch / vegan ernähren?

Ratten sind omnivore Tiere, wie wir Menschen. Jede Ratte ist individuell, manche von ihnen haben ein empfindliches Verdauungssystem und natürlich schmecken ihnen ganz unterschiedliche Mahlzeiten verschieden gut. Da es, wie bereits erwähnt, keine gut wissenschaftlich belegten Studien zur veganen Ernährung von Ratten gibt, können wir hier nur auf die vielen Erfahrungswerte von vegetarischen und veganen Rattenfreund*innen (denn es gibt eine ziemlich große Schnittmenge zwischen vegetarisch und vegan lebenden Menschen und Rattenfreund*innen) zurückgreifen. In einigen Publikationen von etwa Tiermagazinen steht manchmal noch, dass Ratten auf jeden Fall tierisches Eiweiß (z.B. durch Mehlwürmer) benötigen, da dies angeblich leichter verdaulich sei. Allerdings steht nirgendwo eine tatsächliche Begründung weshalb angenommen wird, dass Ratten wegen der Verdauung besonders mit Tierprodukten ernährt werden müssten. Demgegenüber stehen viele positive Erfahrungen von pflanzlichen Rattenernährer*innen und den Tierärzt*innen welche die Ratten versorgen. Natürlich brauchen auch unsere Nager eine Zufuhr von B-Vitaminen. Dafür gibt es zum Beispiel mit B-Vitaminen versetztes Futter oder, wie viele menschliche Pflanzenfresser*innen es auch praktizieren, einfach ein Supplement. Es gibt extra für Nager vorgesehene (allerdings sehr teure) Tropfen die zur Nahrungsergänzung dienen, aber mehrere Tierärzt*innen empfehlen auch einfach ein gängiges Supplememt unters Futter zu mischen. Besonders im Alter ist eine erhöhte Vitamin B12-Versorgung auch bei omnivor ernährten Ratten sehr nützlich für ihr Immunsystem! Bei benötigten Medikamenten, die natürlich durch Tierversuche auf den Markt kamen und häufig Tierprodukte wie etwa Laktose enthalten, ist es allerdings nicht vertretbar der Ratte wegen Tierschutzbedenken die Medikation vorzuenthalten. Zudem ist es sowieso nicht möglich die Pharmaindustrie, für die Tierversuche vorgeschrieben sind, durch Boykott zu verändern. Dieser vermeintliche Aktivismus ist hier verfehlt und sollte lieber an anderer Stelle durch Unterstützung von Organisationen wie z.B. “Ärzte gegen Tierversuche” ausgeglichen werden.

Meiner persönlichen Erfahrung nach ist es kein Problem Ratten vegan zu ernähren. Es gibt mehrere vegane Futtersorten (sowohl mit Pellets als auch Mischfutter) und Leckerlis die keine Tierprodukte enthalten. Selbstverständlich muss (besonders bei selbstgemischtem Futter) auf die adäquate Nährstoffversorgung besonders mit B-Vitaminen gesorgt werden. Und natürlich sollten Obst und Gemüse ein ständiger Bestandteil der rattigen (und auch menschlichen) Ernährung sein!

Im Falle unserer Ratten, die wir aus Labor, Tierheim und Pflegestellen bisher adoptiert haben stellt sich, egal wie struppig und abgemagert die Schätze bei uns ankommen, bald ein toll glänzendes Fell und ein gesundes Gewicht ein! Sie lieben ihr Futter, Leckerlis und Frischfutter! Die Ratten werden nicht häufiger krank als bei Ratten üblich und die meisten werden glückliche “Rentnerratten”. Eine unserer Ratten wurde sogar weit über drei Jahre alt.

Auch bei Tierärzt*inbesuchen wurde ihre Ernährung und Figur nicht problematisiert.

Welche ethischen Bedenken sollten beachtet werden?

Wie auch bei menschlicher Ernährung stellen sich bei der Rattenfutterauswahl einige ethische Fragen. Natürlich steht an erster Stelle die Gesundheit und das Wohlbefinden der Ratte. Allerdings kann grundsätzlich ein veganes Futter und Leckerli gefüttert werden, um Tierleid zu vermeiden. Dabei sollte auch darauf geachtet werden, dass viele Futterhersteller (nicht nur für Rattenfutter) Teile von Konzernen sind, die selber Tierversuche durchführen oder beauftragen, und damit unnötiges weiteres Tierleid verursachen. Es gibt viele Listen bei Tierschutzvereinen, die tierversuchsfreie Marken aufführen. Schließlich sollte überlegt werden, wo man das Futter kauft. Denn im Zoohandel oder beim Fressnapf, werden nicht nur Futter sondern auch lebende Tiere, die meist aus schrecklichen Massenzüchtungen stammen, daher Krankheiten haben, im Fachhandel in viel zu kleinen Käfigen und Gehegen in vollkommen ungeeigneter Umgebung gepfercht sind verkauft. Dort gibt es gibt mangelnde tierärztliche Versorgung und so sterben viele Tiere bereits, bevor sie verkauft werden. Daher sollten diese schrecklichen Zustände nicht gefördert werden. Also, wenn es irgendwie geht, sollte das Futter nicht in einem solchen Laden gekauft werden, sondern entweder in Läden, die selber keine Tiere als Ware verkaufen oder im Onlinehandel. Online gibt es zudem mehr Auswahl!

Welche Probleme können bei der Fütterung auftreten?

Je nach Futterart und danach wie verwöhnt die Ratten sind, kann es natürlich sein, dass ihnen das vorgesetzte Essen einfach nicht mundet und sie es nicht fressen. Dies im Zusammenhang mit Futter das nicht in Pellets vorliegt äußert sich gerne darin, dass alles was die Herrschaften als lecker empfinden sofort aussortiert und gefuttert aber der Rest des Futters im ganzen Käfig, Auslauf und Hängematten verteilt wird. Diese Aussortiererei wird von manchen Rattenexpert*innen zwar als positiv bewertet, da sie davon ausgehen dass die Ratten sich so ihren eigenen Nährstoffbedarf decken können. Andere Ansichten dazu besagen, dass dies eben nicht der Fall ist, weil die Ratten nur nach Geschmack entscheiden und weniger spannende Bestandteile mit dennoch wichtigen Nährstoffen einfach nicht gefressen werden. Auch hier muss bedacht werden, dass jede Ratte unterschiedlich ist und frisst. Sollte allerdings Futter komplett verweigert werden ist dies ein wichtiger Hinweis darauf, dass mit der Ratte etwas nicht stimmt. Das kann von Zahnschmerzen, über Tumore bis zu Infekten gehen. In diesem Fall sollte dringend ein*e rattenerfahrene*r Tierärzt*in aufgesucht werden.

Darf ich Leckerli geben?

Auch Ratten naschen gerne. Allerdings kann man ihnen mit vielfältigen Leckereien eine Freude machen. So wird das tägliche Frischfutter (das natürlich immer variiert werden sollte) stets begeistert angenommen. Für die gelegentliche Nascherei werden Bananen, Sojajoghurt oder auch Tofu voller Extase gefressen. Natürlich gibt es auch industriell hergestellte Leckerli, bei diesen sollten jedoch die bereits beschriebenen ethischen Aspekte bedacht werden. In vielen Leckerli sind, teils versteckt, unnötig viel Zucker, auch in Form von Honig enthalten. Bedenkt man die vielen beliebten Optionen für Rattenleckereien ohne Inudstriezucker, sollten diese eine Ausnahme bleiben.

Und was ist nun die Empfehlung?

Ich persönlich (habe 10 Rattenböckchen, kastriert und unkastriert, unterschiedlichen Alters) habe die besten Erfahrungen mit Supreme Science Selective Rat gemacht.

Es sind Pellets zusammengesetzt aus Getreide, vegetarischem Proteinextrakt, Früchten (Äpfel 2,5%, Schwarze Johannisbeere 2,5%), Ölen und Fetten, Mineralien und Vitaminen. Das Futter wird von bisher allen Ratten begeistert angenommen, sobald der Napf sich füllt rasen alle Käfigbewohner hin und bald füllt sich der Raum mit dem Geräusch knuspernder Ratten. Ich beziehe das Futter online, 1,5 kg kosten je nach Onlineshop 8,50-11,00 €. Das ist teurer als viele andere Marken pro Kilogramm, allerdings relativiert sich dies ein wenig da alles ohne Aussortieren einzelner Teile aufgefressen wird. Als einzige Leckerli die ich kaufe haben sich Dein Bestes Snack für Nager & Zwergkaninchen von dm durchgesetzt. Auch die werden freudig geknuspert.
Fazit

Über die richtige, ethisch vertretbare Ernährung unserer Tiere muss sich jede*r selbst Gedanken machen, sich informieren und auf dieser Basis eine Entscheidung treffen. Dabei steht selbstverständlich das leibliche und psychische Wohl der Ratten immer im Fokus.

Kurzfassung

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